Wir Protestanten machten uns in Begleitung von Frau v. Fritschen auf den Weg nach Mannheim, um einen Einblick in zwei weitere der fünf Weltreligionen zu bekommen.
Ziel Nummer eins war die 1987 fertiggestellte Synagoge in F3 in der Nähe des Rathausplatzes. Die Jüdin, die uns auf anschauliche Weise durch das Gotteshaus führte, informierte uns darüber, dass es sich um eine Gemeinde mit ca. 500 Mitgliedern handelt, die eine Einheitsgemeinde ist. Einen Rabbiner hat die Gemeinde zurzeit nicht. Über die Hälfte der Mitglieder stammt aus den ehemaligen GUS-Staaten. Neben den mit Namen reservierten Plätzen blieben vor allem die beeindruckende Innenarchitektur (alles in blau!) und die prächtigen, hochheiligen Thora-Rollen, deren Wert bei mehr als 40.000€ liegt, in Erinnerung.
Zweites Ziel der Exkursion war die 1995 eröffnete Yavuz-Sultan-Selim-Moschee am Jungbusch. Dieses Mal führte uns ein pensionierter Pfarrer, der schon seit Baubeginn engen Kontakt zur Gemeinde pflegt. Hier zeigt sich das starke Interesse der Muslime, in gutem interreligiösen Kontakt zu den benachbarten Religionen zu stehen.
Unsere Führung begann am imposanten Brunnen im Eingangsbereich der Moschee, wo Gläubige sich gerade der rituellen Waschung vor dem Gebet unterzogen.
Nach allgemeinen Fakten zum Bau (Gebetsnische, Teppiche, Kronleuchter, Kalligraphie an den Wänden, Kuppel, Minarett) wurden wir in den Gebetsraum im Obergeschoß gebeten, wo wir dem arabisch gesprochenen Mittagsgebet der (erstaunlich vielen) Gläubigen beiwohnen durften - natürlich ohne Schuhe, denn im Hause Gottes soll man sich wie zuhause fühlen, und zuhause haben wir nun mal in der Regel auch keine Schuhe an, nicht wahr?
Neben vieler Unterschiede fiel uns eine Gemeinsamkeit auf: In beiden Gotteshäusern war viel Leben während unseres Besuches an einem normalen Wochentag, Menschen trafen sich, es wurde gesprochen und diskutiert. Neben Gotteshäusern sind offensichtlich beide Gebäude auch beliebter Treffpunkt und Lebensraum der Gläubigen.
Insgesamt lässt sich der Tag als ein beeindruckender Einblick in die Welt zweier völlig anderer Religionen festhalten, der einem nur selten geboten wird.