Unterhaltend und kurzweilig haben wir erfahren, wie die Hanffaser über konisch zulaufende Mühlen aufgeschlossen wurde. In einer weiteren Mühle gab es anders aussehende Steine, in denen die Pflüge der Bauern, die Werkzeuge der Steinmetze und das Schwert des Schafrichters geschärft wurden.
Im Ohligweg befand sich, wie der alte deutsche Name verrät, die Ölmühle. Wir erfuhren, dass Adelige und die Kirche diese Mühle besaßen, während die Müller nur Pächter sein durften. Weil ein wichtiger Handelsweg von Paris nach Worms durch Altleiningen führte, wussten die Leiniger Grafen, wie man über den Wegzoll zu weiteren Einnahmen gelangte.
Vom Bauchwehkraut, der Schafgarbe über den Beifuß, ein Kraut zur Förderung der Fettverbrennung über das Schöllkraut, das ein Arzt Albrecht Dürer gegen die Malaria verabreichte, bis hin zur Verbene, mit der die römischen Altäre zu Ehren Jupiters geschmückt wurden, und die wie Unkraut wachsende Vogelmiere, die mehr Vitamin C als eine Orange enthält. So lernten wir einige nützliche Heilkräuter kennen, die am Wegesrand wuchsen. Sicherlich, die Pflanzen findet man das woanders auch.
Einmalig dagegen und Naturdenkmale besonderer Art sind die „Blitzröhren“ bei Battenberg, die vor 35 Mio. Jahren entstanden und das Ergebnis eines Eisen-Mangan-Verwitterungsprozesses sind, die durch einen damaligen Sandstand ihren Ausgang fanden. Die Farbe des „Battenberger Ockers“, jenem versteinerten Sandstrand, leuchtete uns als Felswand entgegen.
Auch für die Verarbeitung zu einem Farbpigment gab es eine spezielle Mühle. Mit dem Kapuzinersandstein, wie der orange-gelbe Sandstein auch genannt wird, wurde die Liebfrauenkirche in Worms erbaut.
Auf dem Weg zu unserem Picknick kamen wir an einem geologischen Aufschluss vorbei, nämlich der Abbruchkante des Oberrheinischen Grabenbruchs, der uns nur an ganz wenigen Stellen von Basel bis Frankfurt einen so schönen Einblick in die 50 Mio. Jahre alte Erdgeschichte ermöglicht.
Warum aber der Scharfrichter gerne als Taufpate ausgewählt wurde, obwohl er wie der Henker am Rande des Dorfes wohnte? An einem Scharfrichterkreuz am Neuleininger Friedhof erfuhren wir den Grund: Mit einem scharfen Schwert beförderte er schnell und sauber die Überführten und Verurteilten ins Jenseits.
Der Scharfrichter wurde deshalb gerne zum Taufpaten erwählt, damit er quasi als gutes Omen die Kinder vor möglichen Verbrechen bewahren sollte. Die Scharfrichter haben dieses Amt dann mehrfach angenommen, weil es ihnen die Möglichkeit gab, wenigsten an dieser Stelle ihr Ansehen zu verbessern, um so Anschluss an die Dorfgesellschaft zu bekommen.
Der weniger angesehene Henker war für die „unappetitlichen Tätigkeiten“ zuständig, bevor diese Menschen auf grausigere Weise Abschied von den Lebenden nahmen. Aber das werden wir nicht weiter ausführen, schließlich soll unser Bericht keinen Anlass für schlaflose Nächte bieten.
Zahlreiche kommentierte Bilder sind im Anhang des Artikels am Ende der Seite zu finden.
Fotos: Frau Kerner