Donnerstag, 10. April 2025

Echt oder doch nur gespielt?

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Wir, der DS-Kurs unter der Leitung von Frau Wilhelm, haben am Dienstag, den 18.03.2025 im Laufe des Vormittags einige Auftritte im Schulgebäude abgehalten.

Es handelte sich jedoch nicht um normale Auftritte mit festem Publikum zu festen Zeiten, sondern um „Unsichtbares Theater“. Diese, erstmals von Augusto Boal erdachte, Art des Theaters, zielt darauf ab, die Grenze zwischen Schauspielern und Zuschauern aufzulösen. So ist jeder, der sich am Ort des Geschehens aufhält automatisch ein sogenannter „Zuschauspieler“. Jeder kann das Stück während des Spiels aktiv verändern, indem er unbewusst daran teilnimmt. Unbewusst? Ja, denn bis auf die kleine Gruppe der eingeweihten Performer weiß niemand, dass es sich bei der präsentierten Szene nur um eine Szene und nicht um die Realität handelt. So soll das „Unsichtbare Theater“ ein Theater vom Volk für das Volk sein. Ursprünglich hatte Boal diese Kunstform entwickelt, um gegen die Militärdiktatur in seiner Heimat Brasilien in den 60er-80er Jahren vorzugehen. Es wurden Szenen von Unterdrückung und Zensur auf offener Straße gespielt, mit dem Ziel, die Bevölkerung zu Handeln zu bewegen. Dies nannte er „Generalprobe des Aufstands“.

Heutzutage hat sich die Form etwas gewandelt und die Themen haben sich an die Zeit angepasst. Man legt mehr Wert darauf, Menschen zu moralischem Handeln zu bewegen. So wird zum Beispiel an einem öffentlichen Platz eine Verletzung vorgetäuscht und gewartet, bis außenstehende Personen eingreifen. Es ist dabei wichtig, niemanden, weder jene die helfen noch jene die umstehen oder vorbeigehen, hinterher aufzuklären. Dies verstärkt die Wirkung des Stückes, da die Zuschauspieler sich weiterhin selbst mit der Situation auseinandersetzen müssen.

Die Schüler*innen des DS-Kurses bekamen nun also die Aufgabe, sich in Gruppen zusammenzufinden, ein solches „Unsichtbares Theater“ zu erarbeiten und dieses letztendlich aufzuführen. Nach ein paar Stunden Erarbeitungsphase, fanden sich die Schauspieler*innen an den Orten des Spiels zusammen. Diese konnten frei gewählt werden und so entschied man sich entweder für den oberen Bereich des A-Baus oder für das Foyer des B-Baus. Sowohl die aufgeführten Themen als auch die Reaktionen der Umstehenden unterschieden sich deutlich.

Während sich zwei Gruppen dafür entschieden einen Diebstahl vorzutragen, gab es auch sowohl ein Streitgespräch, welches lautstark ablief und Beleidigungen beinhaltete, als auch eine gespielte Schlägerei, während der komplette Raum gefüllt war von Personen. Die vorgetragenen Diebstähle erhielten, auf Grund von zu leiser und schlecht einsichtbarer Vortragsweise, keine Reaktionen von Zuschauspielern. Das Streitgespräch hingegen zog einige Blicke auf sich. Anstatt einzuschreiten und der Person, auf die eingeschrien wurde zu helfen, amüsierten sich die Umstehenden allerdings eher an dem Streit. Am meisten Reaktionen erhielt schließlich die Schlägerei im Foyer des B-Baus während der Frühstückspause. Hierbei spielten eine Gruppe von Schülern eine gewaltsame Auseinandersetzung. Schnell zogen sie die Blicke etlicher Anwesender auf sich und auch die Pausenaufsicht wurde aufmerksam und versuchte die streitenden Jungen zu stoppen. Bevor sie jedoch aktiv einschreiten konnte, verschwanden die Schauspieler in einen Gang.

Das Fazit dieses Projektes ist also, dass die Reaktionen der Umstehenden nicht immer so ausfallen wie man es sich erhofft. In extremen Situationen, wie der Schlägerei, scheint jedoch die Moral der Menschen zu siegen und sie schreiten ein. Schließlich erhofft man sich, dass die Geschehnisse noch einige Zeit in den Köpfen der Anwesenden präsent waren, sodass diese eine persönliche Lehre daraus mitnehmen können.

Weitere Informationen

  • geschrieben von: Sebastian Franke und Nila Lehmann (MSS 12)

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