"Die Stasi im Schlafzimmer"
Fernsehjournalistin Edda Schönherz berichtet Maxdorfer Schülern über die DDR
MAXDORF. Drei Jahre hat Edda Schönherz im Zuchthaus in der DDR gesessen, im berüchtigten Stasi-Frauengefängnis von Hoheneck. Die ehemalige Fernsehjournalistin aus Ostdeutschland war jetzt in Maxdorf und hat den Zehntklässlern am Gymnasium von dieser Zeit und ihrem Kampf gegen die Diktatur berichtet.
„Wer in der Demokratie schläft, wird in einer Diktatur aufwachen. Ihr seid die Zukunft dieses Landes“, mit diesen Worten beendet Edda Schönherz am Dienstag ihren Vortrag über die DDR und die Stasi in der Mensa des Gymnasiums. Rund 90 Minuten lang hat sie von den Methoden der Staatssicherheit und dem Umgang mit politischen Häftlingen erzählt. Doch wie kam es überhaupt, dass Edda Schönherz im Zuchthaus landete?Die in den frühen 70er-Jahren DDR-weit bekannte Fernsehjournalistin hatte immer vermieden, politische Sendungen zu moderieren, da sie dem System sehr kritisch gegenüberstand. Während eines Urlaubs in Ungarn im Jahr 1974 hatte sie sich dann in der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland über die Möglichkeiten einer Ausreise in den Westen erkundigt. „Nur eine Woche später, es war kurz nach 7 Uhr und ich lag noch im Bett, standen 13 Stasi-Leute in meinem Schlafzimmer – zwölf Männer und eine Frau“, berichtet Schönherz. Aus der „Klärung eines Sachverhaltes“ wurde ein Verfahren, an dessen Ende die Journalistin zu drei Jahren Haft verurteilt wurde. „Vorbereitung eines ungesetzlichen Grenzübertritts in besonders schwerem Fall“ hieß es letztlich in dem Urteil, das sie ins Zuchthaus brachte.
Dass der Prozess gegen sie politisch motiviert war, wurde ihr besonders vor Augen geführt, als sie Jahre später schließlich ihre Stasi-Akte lesen konnte: „Drei Jahre – egal für was“, wurde bereits am ersten Verhörtag durch den Minister für Staatssicherheit Erich Mielke auf einem Protokoll notiert.
Sehr eindringlich schildert Schönherz die psychischen und physischen Methoden, mit denen die Stasi versuchte, Informationen aus politischen Häftlingen herauszupressen. Schlimmer noch: Methoden, um Menschen seelisch zu brechen und Macht zu demonstrieren. Edda Schönherz macht ihren Zuhörern klar, dass ihr Wille, die Diktatur in der DDR zu bekämpfen, aber auch in der Haft nie gebrochen wurde. Da Schönherz an dem Ausreiseantrag für sich und ihre Kinder Annette und René festhielt, konnte sie im Dezember 1979 in die Bundesrepublik Deutschland aufbrechen.
Auf die Frage eines Schülers, ob sie sich heute noch einmal gegen ein diktatorisches Regime wenden würde, lacht Schönherz und antwortet ohne zu zögern: „Selbstverständlich.“ Mit klaren Worten fordert sie ihre jungen Zuhörer am Ende der Veranstaltung dazu auf, für die Demokratie, für die Freiheit von Meinungen und für eine pluralistische Gesellschaft einzutreten. „Auch wenn heute alles selbstverständlich scheint“, fügt sie nachdenklich hinzu.
Mit dem Besuch von Edda Schönherz endet auch die Ausstellung „Stasi. Was war das?“, in der sich alle Schüler des Gymnasiums Maxdorf in den vergangenen Wochen über die DDR und deren Geheimpolizei informieren konnten.
Eröffnet worden war diese Ausstellung wie berichtet durch Roland Jahn, den Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. (rhp/btw)
Quelle:
Die Rheinpfalz - Ludwigshafener Rundschau - Nr. 132
Donnerstag, den 11. Juni 2015 | S. 19 | Autor: Stefan Broscheit / Lokalredaktion Ludwigshafen
Ein exklusives Interview mit Edda Schönherz erscheint in Maximal Nr. 7!